Im Oktober ging es auf die zweite Etappe. Mitten
in der Regenzeit wollte ich in einem 14-tägigen Kurztrip vom Kap über
das Okavangodelta zu den Victoriafällen und zurück fahren. Die
Planung glich einer Rallye, denn in zwei Wochen (inkl. Hin- und Rückflug)
standen 7.500 Kilometer südliches Afrika sowie zwei Top-Highlights,
Okavango und Vic-Falls, auf dem Programm. Es sollte anders kommen...
Die ersten 150 Kilometer vom Jan Smuts Airport in Kapstadt bis zur Weinfarm
nach Bonnievale, wo das Motorrad in einer Garage zwischengeparkt war, absolvierte
ich per Autostop. Ich begann sofort mit den Wartungsarbeiten an der
Suzuki: Neue Bremsbeläge und Reifen hatte ich aus Deutschland mitgebracht.
Bereits am nächsten Morgen war das Motorrad startklar und es ging los.
Im Eiltempo über südafrikanischen Pads nach Norden.
Die begradigten und gut gewarteten Schotterpisten der Karoo ließen
Geschwindigkeiten bis 120 km/h zu. Nach einem wilden Ritt erreichte ich
bereits nach 30 Stunden, inkl. einer Übernachtung, die südafrikanisch
- botswanische Grenze bei Mac Carthy's Rust. Die direkte Durchquerung
der Kalahari war nicht möglich, da ich zur Abwicklung der Zollformalitäten
nach Gaborone fahren musste. Nach einem Bierchen an der Grenze ging es
in verschärftem Tempo weiter. Die Hunderte von Kilometern lange Piste
(Michelinkarte) hatte sich glücklicherweise in ein breites Asphaltband
verwandelt. Anstelle der rotgefärbten Kalaharisteppe traten nun bewachsene
Hügelketten.
Fröhliche Kinder der Kalahari zur Regenzeit
Das erste Gewitter ließ nicht lange auf sich
warten und machte jede Weiterfahrt unmöglich. Für eine Viertelstunde
regnete es Katzen und junge Hunde und der Niederschlag überflutete
die Verkehrswege. Nach kurzem Aufenthalt in Gaborone begann die unvergessliche
Nachtfahrt Richtung Francistown. Rechts und links der Straße lag
überfahrenes und verendetes Vieh. Erst bei der Vorbeifahrt konnte
man die Massen von Aasgeiern erkennen, die sich diese Leckerbissen munden
ließen. Am frühen Morgen des folgenden Tages war alle
Träume zunichte gemacht und die Reise jäh beendet. Zwischen Tata
und Maun versuchte ein wilder Hund, das Motorrad zu attackieren. Dies endete
mit einem bösen Sturz bei Tempo 120 km/h auf der Asphaltstraße.Der
Hund wurde bei dem Angriff ins Jenseits befördert - ein Wadenbeinbruch
war die Konsequenz meines Sturzes. Nach weiteren 200 Kilometern schmerzhafter
Fahrt zum nächsten Buschkrankenhaus in Maun diagnostizierte der russische
Arzt die befürchtete Fraktur und vergipste das Bein bis zur Unkenntlichkeit.
Eine Weiterfahrt auf Pisten war unmöglich geworden.
Ich parkte mein fahrbereites, jedoch schwer in Mitleidenschaft
gezogenes Motorrad in einem Verschlag der Okavango Delta Lodge und machte
mich auf die Suche nach einem Lift zurück nach Südafrika. Mit
einer einmotorigen Cesna überflog ich Tage später die Kalahari
und begab mich für einen Regenerierungsurlaub auf eine wohlbekannte
Weinfarm in der Kapprovinz.
Folgen eines Sturzes für Motorrad und Mensch, Tank und
Bein defekt Provinzstadt
Maun am Südende des Okavangodeltas