"Rallye Maroc" 1989 (von Ralf Beck)

Träume sind dazu da, in die Tat umgesetzt zu werden. Obgleich es an Erfahrung und Logistik mangelte, nahmen Maria und ich das Unternehmen Marokko schon zu Begin des Jahres in Angriff. Einen ersten Überblick über Land und Leute gab uns der Reiseführer "Marokko" von DuMont und eine Michelin-Straßenkarte.
 
Mit einem vollbeladenen Ford Fiesta XR2, breit bereift, verspoilert und tiefer gelegt, einem Zelt, zwei Schlafsäcken, Campingtisch und -stühlen sowie Unmengen an Proviant starteten wir gen Afrika.  Am 2. August 1989 standen wir im Fährhafen von Algeciras und wurden von  echten Wüstenfahrern und Einheimischen gleichermaßen belächelt...

"Vous allez où ?", fragte uns auch der erstaunte Zöllner bei der Einreise nach Marokko. Unsere Antwort: "Destination Desert !", nahm er verwirrt und ungläubig auf, schüttelte mit dem Kopf und öffnete den Schlagbaum. 36 schlaflose Stunden später gastierten wir auf einem abgelegenen Campingplatz einige Kilometer südlich von Essaouira an der Atlantikküste. Nach zwei Tagen Baden und Bummeln passierten wir mit Agadir eine der Hochburgen des Tourismus und mussten uns wiederum staunenden Blicken aussetzen. Erst in einem kleinen Hotel in Tafraoute fanden wir die erwartete marokkanische Stimmung, Ruhe und Gelassenheit, wieder.

                               
Festung Essaouira                       Storchennestförmige Kasbah im Anti-Atlas                             Farbenprächtiges Tafraoute

Das nächste Ziel hieß Marrakech und auf dem Weg dorthin überquerten wir erstmals den Hohen Atlas auf dem teilweise noch geschotterten Tizi-n-Test-Pass. Wir stürzten uns in das pulsierende Stadtleben. Nach drei Tagen, um 100 Dirham sowie ein paar Turnschuhe erleichtert, verließen wir die Königsstadt und wendeten uns wieder den Bergen und der Sahara zu.

                                
Camping in Marrakech               Ausgiebiges Schlemmen auf der Djamma el Fna                    Sonnenuntergang vor der Kulisse der Koutoubia

Auf Asphalt ging es hinauf bis zur Passhöhe des Tizi-n-Tichka, wo die Kasbah Telouèt nur wenige Kilometer entfernt zu besichtigen ist. Der Verlockung einer nach Süden abzweigenden Piste konnten wir nicht widerstehen und so begann das erste wahre Pistenabenteuer auf dem afrikanischen Kontinent. Gut 100 Kilometer quälten wir unseren Fiesta, vorbei an Ait-Benhaddou, auf schmalen Pfaden durch unzählige Wasserdurchfahrten bis hinunter nach Ouarzazate.

Nach einer ausgiebigen Inspektion in Boumalne du Dades und einem kurzen Exkurs hinein in die Schluchten des Dades fanden wir schließlich einen Übernachtungsplatz auf der Dachterasse eines kleinen Hotels am Eingang der Todhraschlucht. Nach einem kleinen Geburtstagsmenue im angrenzenden Restaurant wartete eine sternenklare, warme Nacht auf uns.

Wiederum bestaunt von unzähligen Touristen durchquerten wir die Todhraschlucht am nächsten Morgen mit unserem Rennauto. Ein Probetraining für die kommende Etappe in die Sahara.

Über Erfoud und Rissani ging es hinüber in die Wüste. Die Temperaturen überstiegen Mitte August die 50-Grad-Marke und auf der Haut bildeten sich schnell kleine Schweißbläschen. Niemand war willens, uns den Weg zu den Sanddünen des Erg Chebbi zu weisen. Erst ein junger Marokkaner erklärte sich bereit, gegen eine  entsprechende Gefahrenzulage mit uns zu fahren. Am Nachmittag dieses Tages erblickten wir erstmals Sanddünen der Sahara - und waren fasziniert !!

                               
Gorges du Todhra                       Gewürzmarkt in Rissani                                                             Mit dem Fiesta zu den großen Dünen der Sahara

Ein paar Tage verweilten wir im Tafilalt und genossen Landschaft und Leute. Wir lernten Einheimische näher kennen, die uns den Einblick in das traditionelle marokkanische Leben gewährten. Vollgestopft mit Couscous und Tacine, im Gepäck einen Burnus und eine traditionelle Teekanne traten wir die Rückreise über den Hohen Atlas an. Eine unvergessene Zeit näherte sich ihrem Ende.

Um die Marokkorundreise abzuschließen fehlten uns noch die beiden letzten Königsstädte des Landes. Ausgiebige Spaziergänge an den kilometerlangen Mauern der Festungsstadt Meknes sowie die Besichtigung der Königsstadt Fes rundeten den Urlaub ab. Unser Kleinwagen, mittlerweile gefüllt mit allerlei Souvenirs, ächzte und stöhnte auf der abschließenden Fahrt durch das Rifgebirge ans Mittelmeer.

Unangenehm verabschiedet wurden wir von prügelnden Offiziellen in Melilla, wo wir unser Ticket für die Heimreise lösen wollten. Nach acht Stunden Fähre und einer umfangreichen Fahrzeugdurchsuchung in Almeria landeten wir wohlbehalten in Spanien. Die blauen Flecken kurierten wir schließlich eine Woche lang unter der Sonne der Costa Dorada, wo dieser abenteuerliche Urlaub endete.
                                                                                                                                                                                                          Tor in Fes el Bali
Zurück                                                                             Startseite