Herbst/Winter 1994/1995
Südafrika - Zimbabwe - Mocambique -
Malawi - Zambia - Tanzania - Kenia

Jede Menge Urlaub und Überstunden im Gepäck startete ich Mitte Oktober vom Stuttgarter Flughafen in Richtung Johannesburg. Drei Monate sollte ich dem tristen Deutschland den Rücken kehren. Im Gepäck viele Motorrad-Ersatzteile für die anstehende Tour, eine Menge Abenteuerlust und eine gehörige Portion Mut für die anstehende Reise. Bisher hatte ich 22.000 Kilometer südliches Afrika auf dem Tacho - genug, um in eine neue Region vorzustoßen. Mit dem vollbeladenen Motorrad startete ich von Jo´burg aus nach Norden. Ein Rückflugticket hatte ich bereits im Gepäck: Am 05. Januar 1995 ging mein Flugzeug ab Nairobi zurück in die Heimat. Dazwischen lag eine unvergessliche Zeit.

Mocambique hatte mich auf meiner letzten Reise derart in einen Bann gezogen, dass ich die Eastern Highlands nebst Great Zimbabwe nur mit einer Stipvisite beehrte. In Chimoio überquerte ich die Grenze und fuhr hinüber zu den fantastischen Stränden des Indischen Ozeans. In Vilanculos sollte ich eine ganze Woche bleiben. In Michael´s Bar fand ich freie Kost und Logie. Meine Spanischkenntnisse steigerten seinen Umsatz mit den dort stationierten UN-Truppen um ein Vielfaches und ich genoss die Zeit mit Michael, der Musik von Eric Clapton, und vor allem mit seinen beiden australischen Kellnerinnen. Zwischen den frei wählbaren Arbeitstagen schipperte ich mit Einheimischen zu den vorgelagerten Bazaruto Islands.

Als im Land die ersten freien Wahlen nach dem Bürgerkrieg begannen machte ich mich auf die Reise. Wahre Volksaufläufe auf den Straßen begleiteten mich, neben ausgebrannten Panzern und zerstörten Dörfern, nach Norden. Ich überquerte den Zambesi und auf verschlungenen Pfaden erreichte ich die malawische Grenze. Als erster Tourist seit 20 Jahren, wie der Zollbeamte stolz versicherte.
                                                                                                                                                                  Sportliche Fährmänner auf dem Zambezi

Die Tankstellen hatten kein Benzin. Mit dem letzten Liter Sprit kam ich in Zomba an. Dort traf ich den deutschen Chef-Ingenieur eines Fischfangprojektes und freundete mich mit diesem an. Er verhalf mir zu einer fachgerechten Reparatur meines Rahmenträgerbruches und zu ein paar Litern Sprit. Bedingt durch die staatliche Treibstoffverteuerung um nahezu 100 % kam es in diesen Tagen zu Engpässen an den Tankstellen. Ich erreichte in Cape MacLear den Lake Malawi und quartierte mich auf dem örtlichen Campsite direkt am Strand ein. In den folgenden zwei Wochen absolvierte ich den Kurs für den Internationalen Tauschschein und avancierte in der zweiten Woche zum "Advanced Diver", nachdem ich einen weiteren Kurs belegt hatte. Das Tauchen hatte mich in einen Bann gezogen. Die Erkundung der Unterwasserwelt des Malawisees, Partystimmung und nicht zuletzt das wohlschmeckende Carlsberg Lager hielten mich für eine Weile an diesem Ort gefangen.

       
Ein Blick vor Ort in das heimische Aquarium          Stimmungsvolle Atmosphäre am Strand                   Individualistencamping im Nationalpark

Mit der MS Illala ging es für zwei Tage über den See nach Nkatha Bay. Von dort aus erklomm das Motorrad die 32 Kehren hinauf nach Livingstonia, um für weitere Tage in milden Temperaturen Quartier zu beziehen. In dem altehrwürdigen kolonialen Guesthouse vor Ort fanden sich noch andere Traveller. Hier traf ich auf Laurens, seinerseits Transafrika-Fahrer aus Freiburg, der mir auf einer der vielen Kehren den Berg hinauf entgegenkam. Eine Freundschaft, die bis heute währt. Mein Weg führte mich in den Nijika-Nationalpark, den ich mit dem Motorrad durchquerte. Vorbei an Zebraherden fuhr ich weiter durch den Busch nach Zambia, um im Lake Tanganjika mein erworbenes Taucherwissen zu erweitern. In Mpulungu wartete ich vergebens eine Woche lang auf die Fähre nach Burundi. Letztendlich scheiterte die Passage am horrenden Fahrpreis und ich entschloss mich, zu Land hinüber nach Zanzibar zu fahren. Eine weise Entscheidung, denn in Burundi hatte soeben ein neuer Bürgerkrieg begonnen. Was ich erst Wochen später aus der Zeitung erfuhr.
                                                                                                                                                     
In Dar es Salaam angekommen wurde das Motorrad auf einen Frachter verladen. Schon 5 Stunden später betrat ich Zanzibar. Eine weitere Woche mit Reggae und Tauschen schloss sich an, bis via Pemba und Tanga das Festland wieder erreicht war. Am Fuße des Kilimanjaro verbrachte ich eine weitere Woche in verschiedenen Nationalparks. Nach Serengeti und Ngorongoro- Krater schloss sich ein Fahrtag hinüber nach Kenia an. Bei "Ma Roche" in Nairobi fand ich Unterschlupf für die nächsten Tage, ergänzte meine Vorräte und machte neue nette Bekanntschaften.
Verladung auf dem Weg auf das Eiland Zanzibar                                                                                   Black-Velvet-Monkeys auf der "Gewürz-Insel"

Von Nairobi aus führt der sogenannte East-Africa-Highway nach Westen Richtung Uganda. Eine halbe Tagesreise nördlich von dort findet sich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Was erwartet mich, wenn ich in Richtung Lake Turkana, oder auch Rudolphsee genannt, abbiege ? Wüste und Sand !! Ich konnte es kaum glauben. Mitten in Kenia eine wirkliche Wüste. Begeistert verbrachte ich die nächsten Tage an dem laugigen Meer und fuhr von dort auf sandig-staubigen Pisten hinüber zum Mount Kenia.

Der Trockenheit folgte Regenzeit. Verschlammte Pisten, Stürze, und jede Menge Ärger auf dem Weg nach Tiwi-Beach an der Ozeanküste. Als Opfer eines Raubüberfalls fand ich mich auf dem Deutschen Konsulat wieder. Erleichtert um 100 US-Dollar und all meine Dokumente und Tickets. Aufgewogen wurde dieser Schaden durch eine Geschädigtenvernehmung vor einem keniatischen Highcourt, wo einer der Täter binnen Tagen rechtskräftig verurteilt wurde. Mit gemischten Gefühlen fuhr ich hinüber nach Nairobi, wo ich ein neues Rückflugticket lösen konnte.
                                                                                                                                                                 Trockene Flussbetten machen Durst

        
Sturz nach einer übersehenen Bodenwelle               Inspektionsarbeiten in tropischer Umgebung          Adler beim Fischfang am Lake Naivasha

Der Urlaub war zuende. Ich landete im schmuddeligen Deutschland und trat bereits tags darauf mein Studium an. Vorbei war die Zeit des freien Lebens. Ab sofort hatte ich mich den Gesetzen der Hochschule zu unterwerfen.  

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