Grand Erg Oriental 2000 (von Ralf Beck; alle Rechte vorbehalten)

Im Herbst 2000 führte eine Reise in für mich bislang unbekannte Regionen der zentralen algerischen Sahara. In Form eines Rundbriefes habe ich nach meiner Rückkehr allen Freunden und Bekannten von dem Verlauf der Tour berichtet. Nachstehend wird dieser Brief in Auszügen publiziert.


Liebe Freunde !

Nach drei Wochen Sand unter den Reifen bin ich am Samstagabend wieder aus Algerien heimgekehrt. Nachstehend erhaltet ihr einen Abriss unserer Tour kreuz und quer durch den Erg Oriental und Erg Issaouane. Da wir uns dieses Mal an keine Pisten und publizierte Routenbeschreibungen gehalten haben, habe ich die Fahrtstrecke mit GPS-Koordinaten versehen. Vielleicht hat ja der eine oder andere von Euch Lust, unsere Route mittels entsprechender Software auf dem PC nachzufahren. Viel Spaß dabei.

Bereits zum vierten Mal waren Bernd und Sabine mit Ihrem BJ75 mit von der Partie. Wir entwickeln uns langsam aber sicher zu einer dünensüchtigen Kleingruppe, die ihr Heil in der Flucht vor urbanen Räumen sucht. Es war ein toller Urlaub, absolut frei von Pannen (das gab es noch nie !!), ein wenig Schaufelei (auch das hielt sich in Grenzen), schönem Wetter (30 Grad) und vieler schöner Düneneindrücke. Auf Anregung meiner umweltschützenden und bioernährenden Mitfahrer habe ich erstmals alle Dosen meiner strengen Cola-Nikotin-Diät auf dieser Reise wieder mitgenommen und erst auf dem Müllplatz von El Oued entsorgt, anstatt sie wie bislang gewohnt im Feuer zu garen, kleinzuhauen und dann zu verbuddeln. Auch ich bin lernfähig, aber an dieses Biobrot von Bernd und Sabine und irgendwelche Pseudo-Bio- Nixfleisch-Salettis werde ich mich wohl kaum gewöhnen können. Da gönne ich mir doch lieber eine Lucky Strike auf der Dünenkante... und dazu einen eisgekühlten Jack Daniel´s.


Also viel Spaß beim Lesen&sandige Grüße. Ralf Beck           

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Algerien Herbst 2000 – ein Reisebericht über drei Wochen Sonne und Sand

Etappe 1:    Villingen-Schwenningen – Genua (550 km, 28.10.2000)

Deutschland bei Nacht verlassen, das hat wenigstens das schlechte Wetter verdeckt. In Genua lacht mir die Sonne ins Gesicht und ich treffe Bernd und Sabine am Hafen. Einchecken, Abfertigung...alles wider Erwarten problemlos. Hat sich vieles geändert. Und die Catharge – da bleibt einem die Spucke weg !!

Etappe 2:    Genua – Tunis (Passage, 28.-29.10.2000)

Abfahrt mit 1,5 Std. Verspätung, aber noch innerhalb der Toleranz. Das Schiff von Innen: ein Luxusdampfer !! Pullmann-Passage ist erträglich. Hedi und Werner Beck leisten uns Gesellschaft und verkürzen so die Passage.

Etappe 3:    Tunis – Taleb Larbi (500 km, 29.-30.10.2000)

Ankunft am Nachmittag, Auschecken und Grenzkontrolle im Hafen sind wieder mal innerhalb von 20 Minuten erledigt !! Ein bisschen Tanken (0,415 TD/Liter Diesel). Hedi und Werner haben etwas Pech und wir müssen über eine Stunde warten. Aber: wer als Letzter in die Fähre reinfährt kommt erfahrungsgemäß als Letzter raus. Tunis bei Sonnenuntergang, Kaffepause bei Kairouan am späten Abend, Ankunft an der Tunesischen Grenze nach Mitternacht. Problemlos in ca. 30 Minuten raus und in Taleb Larbi in 90 Minuten rein. Wir übernachten im Schutz der Grenzer hinter dem Zollhofkiosk.

Etappe 4:    Taleb Larbi – Touggourt (200 km, 30.10.2000)

Unser Asphalttransit gestaltete sich noch einfacher als früher und wir werden an allen Checkpoints durchgewunken. Ein Abschiedscafé in Touggourt. Hedi und Werner fahren ab gen Tam – gute Reise. Tanks vollmachen (11,75 DA/Liter Diesel) am südlichen Ortsausgang. Und los geht´s... Offroad !!

Etappe 5:    Touggourt – El Borma-Kreuzung (300 km, 30.10.-03.11.2000)

Viele warme Tage warten auf uns (30 Grad tags, 15 Grad nachts). Temacine, Tamelhat, Lac de Merdjaja, Goug. Orte fliegen vorbei. Den Orientaleinstieg wählen wir südlich von Goug an einem Markierungsstein (N32 53 47 E6 0 51). Richtig ?? Ein paar Tracks, sonst finden wir nichts. Die erste Dünennacht verbringen wir, wie immer mit Lagerfeuer, im noch flacheren Bereich des Erg (N32 .. .. E6 .. ..). Mit der aufsteigenden Sonne werden auch die Dünen höher und Passagen locken. Mittags entdecken wir Stangen und Schilder (N32 .. ..  E6 .. ..). Aber keine Trasse mit aktuellen Spuren ist in Sicht. Wir folgen den Stangen und es beginnt die muntere Stangensuche Teil 1. Übernachtung in geschmeidig-romantischer Dünenlandschaft (N32 .. .. E7 .. ..). Morgens stolpern wir über einen Brunnen (N32 .. .. E7 .. ..) und verlieren hierbei die Stangen aus den Augen. Nach anspruchsvoller Passage und Orientierunghilfe von Bedus finden wir diese wieder einige Kilometer südlich. Anfahrt zum „magischen Dreieck“ (Djedid-Rhoraffa- Westwendepunkt, N32 .. .. E7 .. ..) über flotte Ebenen. Danach fahren wir in Windeseile auf touristisch-beschilderter Strecke zum Rhoraffa. Viele Spuren auf der „Brunnenpiste“ entdeckt (was hab ich nur mit der Veröffentlichung der Koordinaten im Durch Afrika bloß bewirkt ?!?). Nix wie weg und südlich zurück in die Dünen. Übernachtung an sagenhafter Aussichtsdünenformation (N 31 .. .. E7 .. ..) mit Herzinfarktgarantie beim Aufstieg. Anderntags  geht es quer durch die Dünen bis zu einer aufgefahrenen Trasse zu einem Camp. Danach folgt ein für uns schwieriger Einstieg in die alte „Hassi-Messaoud-El Borma-Trasse“ (N31 .. .. E7 .. ..). Es geht auch deutlich einfacher !! Die Schildersuche Teil 2 beginnt. Übernachtung (N31 .. .. E7 .. ..). Am späten Vormittag lockt der Badespaß (N31 .. .. E8 .. ..) !!! Über die Brunnenpiste zur El-Borma-Kreuzung und das war´s schon.

Etappe 6:    El-Borma-Kreuzung – Hassi Berkine (250 km, 03.-04.11.2000)

Eine Stunde Asphalt Richtung Westen und wieder hinein in die Dünen des Oriental (N31 .. .. E7 .. ..). Nach dem Düneneinstieg fahre ich nach einer Dünenpassage ein paar lagernden Bedus fast übers Mittagessen. Nach kurzer Zeit ist das Ende der Ölsuchertrassen erreicht und wir sind wieder allein im Erg. Die Dünen werden langsam höher, die Passagen anspruchsvoller. „Surfen“ ist angesagt. Wieder eine traumhafte Nacht am Fuße einer hohen Düne (N31 .. .. E7 .. ..). Bereits am nächsten Vormittag treffen wir auf  die alte Franzosenpiste im Erg auf einer riesigen Regebene (N30 .. .. E7 .. ..).  Wir folgen ihr auf „Hochgeschwindigkeitsebenen“ mit gelegentlichen Passagen. Hoppla, Strommasten in Sicht, kurze Zeit später erreicht. Enttäuschung macht sich breit: Pipeline, Strommasten und ... Asphalt quer durch den Erg Oriental. Hassi Berkine, ein gigantisches Camp (zwischen N30 49 13 E8 1 13 und N30 36 50 E8 16 10). Mit allem haben wir gerechnet, aber ... auch die Militärs waren überrascht. Ölcamp, E-Werk, Containersiedlungen und vieles mehr. Das Angenehme: Geschenke in Form von Wasserflaschen, belegten Brötchen und über 50 Dosen Coca-Cola. Wir werden die restlichen paar Kilometer bis zum Asphaltende begleitet (30 .. .. E8 .. ..); und Tschüss.

Etappe 7:    Hassi Berkine – Ohanet (400 km, 4.11.-7.11.2000)

Die Piste nach El Borma ist wie geschoben. 3.Gang Vollgas – 60 Sachen und rüber über die Dünen. Das macht uns auf Dauer keine Spaß. Also ab nach Süden (N30 .. .. E8 .. ..), wo die Dünen deutlich höher sind. Alleine ?? Weit gefehlt. Seismologen bevölkern die Gegend. Auf Wunsch befüllen sie auch leere Dieseltanks (unsere waren leider noch reichlich voll). Übernachtung in „gepflügter“ Dünenlandschaft (N30 .. .. E8 .. ..). Aber die Dünen werden höher, immer höher. Jetzt wird’s richtig „knackig“. Nächste Übernachtung auf Panoramaplateau (N29 .. .. E8 .. ..). Hinunter von den hochalpinen Dünen Richtung Ergausgang. Kein Durchstieg nach Westen erkennbar. Mittags am Ergausgang bei Hassi Marabout (N29 30 28 E8 6 35). Dieses Jahr nicht trocken, aber das Wasser schmeckt widerlich salzig und schwefelig. Auf alten Trassen geht’s übers Plateau und teilweise entlang der Pipeline nach Ohanet. Ein Plattfuß, innerhalb von 20 Minuten mit Tip-Top geflickt; kein Problem.

Etappe 8:    Ohanet – Sidi Moussa via Gara Khanfoussa (450 km, 7.-8.11.2000)

Vollgetankt mit Diesel und Wasser ab in den Issaouane. Entlang vieler aufgelassener Camps „fliegen“ wir fast durch den Erg. Ebenen, Sebhkas, und viel, sehr viel Wasser. Es hatte die Tage zuvor geregnet. Die Piste kaum befahren und viel zu einfach. Eigentlich was für den Reiseführer... nicht so schwierig, trassiert, schön. Übernachtung oben auf den Dünen (N27 .. .. E7 .. ..) in der Nähe des Flugfeldes eines Repsol-Camps. Kurz dahinter Spuren von Fahrzeugen (Didi, Uli, Philip und Co., stammen vom Vortag). Problemlose Durchfahrt über die große Ebene und ein paar Dünchen (N27 .. .. E7 .. ..) hin zum Khanfoussa. Danach verfransen wir uns etwas beim Einstieg zum Hassi Touiel (27 .. .. E6 .. ..). Das geht wohl auch etwas einfacher, wer hilft !?! Unsere Route gleicht einem Dünenmarathon, denn Sabine muss aufgrund schlechter Sicht und bösartigen Trichtern vorauslaufen. Hassi Touiel (N27 .. .. E6 .. ..) ist trocken und weiter geht’s entlang weiter Ebenen nach Norden. Ténéréfeeling kommt auf (3. Gang Vollgas = 70 km/h). Ein paar Passagen und Sidi Moussa ist erreicht. Das war alles viel zu easy !!

 
Etappe 9:    Sidi Moussa – Hassi Messaoud (600 km,  8.-10.11.2000)

Was tun ?? Wir sind mal wieder viel zu schnell. Bordj Omar Driss und Hassi Bel Guebbour werden gestrichen und wir fahren südlich des Plateauabbruchs Richtung Amguid. An der offiziellen Khanfoussatrasse ein Nordschwenk und wir stehen nach kurzer Fahrt erneut vor einer Plateaukante. Schnell durchs breite Oued Igharhar und auf sandiger Passage hinauf aufs nächste Plateau. Übernachtung am Abbruch (N28 .. .. E6 .. ..). Dann folgt die große Hoppelei. Ein Lichtblick: ein aufgelassenes Camp mit gemauerter Bar mitten im Nichts (N28 .. .. E6 .. ..). Hier sind bestimmt früher „grandes fetes““ gestiegen. Ab hier wieder eine klare Trasse Richtung Westen und ein versandeter Aufstieg auf das nächste Plateau. Danach Pistenkreuzung mit der „Miribeltrasse“ (N28 .. .. E6 .. ..). Viel Wellblech und ein paar Mopedspuren. Ab nach Norden, auf Höhe eines kleinen versteinerten Waldes (N28 .. .. E5 .. ..).

In einem Gassi fahren wir auf platter Regebene mit 80 km/h und im 5. Gang mit Viertelgas Richtung Ouargla. An einer Engstelle wird übernachtet (N29 .. .. E5 .. ..). Am nächsten Morgen ein vollkommen versautes Cepsa-Camp aus den 60ern. Nie wieder spanischen Cepsa-Sprit tanken !! Weiter auf der Ebene, bis die Dünen richtig zumachen. Viele, zum Teil schwere Passagen und wir gelangen wiederum auf eine alte markierte Piste (N30 .. .. E5 .. ..). Kaum Spuren und wir folgen nach Norden. Am Ergende plötzlich Rauchfahnen voraus. Wir erreichen die Asphaltstraße Hassi Messaoud – El Agreb (N30 .. .. E5 .. ..) und sind wiederum total enttäuscht. Die Militärs bei einer fliegenden Kontrolle reagieren mit Kalaschnikow im Anschlag auf uns „Eindringlinge“. Aber sie lassen uns fahren. Das Projekt „Champ El Gassi“ ist beeindruckend: Pipelines, Bohrstellen, überall lodernde Feuer... aber ich weiß nicht, ob ich mir diese Ecke noch mal antue. In Hassi Messaoud ist der Himmel wieder mal schwarz vom Rauch. Ein Gendarm am nördlichen Checkpoint will uns partout nicht  passieren lassen. Also zum Commissariat de Police. Die sind über das Vorgehen ihrer Beamten sichtlich überrascht, setzen uns einen Höherrangigen ins Auto und schon sind wir raus. Aber Halt, wir haben Hunger und möchten noch etwas bleiben !! Ein feines Restaurant versüsst uns den Abend mit Lammkotteletts und Salat für schlappe 150 DA.

Etappe 10:    Hassi Messaoud – Bir Djedid (600 km, 10.-14.11.2000)

Es ist Nacht und wir übernachten abseits der Straße in einem Dünenfeld (N32 .. .. E5 .. ..). Dünenfahren in der Dunkelheit macht Spaß und wir werden das nächstes mal als „Special-Stage“ in unsere Route einbauen... Großräumig umfahren wir die nördlichen und westlichen Camps von Hassi Messaoud und treffen an einem Brunnen auf die alte Trasse Hassi Messaoud – El Borma (N31 .. .. E6 .. ..). Die Piste ist anfangs geschoben, verliert sich aber an einem Camp. Stangen ?? Fehlanzeige. Spuren ?? Fehlanzeige. Wir folgen ein paar Reifen, einer Antriebswelle eines Lkw und einer vor Jahrzehnten liegengebliebenen Pistenraupe nach Osten. Irgendwo in der Mitte des Nichts wird übernachtet (N31 .. .. E7 .. ..). Auf der Suche nach Relikten aus der Vergangenheit schließt sich schon bald der Kreis und wir erreichen unseren Ausstiegspunkt dieser Strecke von der Hinreise. Wir folgen für kurze Zeit der tiefsandigen Campzufahrt nach Norden und zweigen dann nach West ab (31 .. .. E7 .. ..), um ein altes, nahezu unbekanntes Franzosenfort zu erreichen, das mitten im Erg liegt. Die Fahrt dorthin gestaltet sich als schwieriger als erwartet. Viele Dünenpassagen warten auf uns während der Querfeldeinfahrt.

Übernachtung in der Nähe des pittoresken Forts (N32 .. .. E6 .. ..). Nach Norden fahrend entdecken wir die Spuren von vier Motorrädern und zwei Begleitfahrzeugen (Troßmann ??). Wir steuern wiederum auf unser magisches Dreieck zu, um auch dies Lücke im Erg zu schließen. Vom Knotenpunkt dieses Mal Richtung Bir Djedid fahrend landen wir zunächst in einem schier unüberwindbaren Dünengürtel. Also gut, ein paar Kilometer weiter gibt es einen Rollstuhlfahrerübergang. Aber trotzdem, der Durchstieg nach Djedid ist schwerer als nach Rhoraffa. Nur gut 10 km vom Fort entfernt wird übernachtet (N32 .. .. E7 .. ..). Am nächsten Tag gibt es Post von Jan am Fort Bir Djedid. Der Briefkasten funktioniert tatsächlich und ich freue mich riesig. Allerdings trübt sich meine Freude, als ich das Werk anderer Schmierfinken sehe, die es tatsächlich fertig gebracht haben, in das Gemäuer des Forts ihre Namen einzuritzen. Aber an dieser Aktion werden die Jungs wohl bald keine Freude mehr haben (wenn Sabine das Foto ins Forum stellt). Ausserdem „mauern“ Bernd und Sabine die Kritzeleien mit Lehm schnell wieder zu. Danke schön an Euch Beide !!

Etappe 11:    Bir Djedid – El Oued (150 km, 14.-15.11.2000)

Der Einstieg Richtung El Oued ist sehr schwer zu finden. Ursächlich sind die vielen „Tourispuren“, die den Weg nach Sahan Berry verzweifelt in den Sicheldünenfeldern nach dem besten Weg suchen. Wir folgen aufmerksam einem Kamelpfad und hüpfen so, zumeist auf den Dünen, gen Nord-Nordwest. Ein paar Local Tracks, zwei Mopedspuren, sonst nichts. Der Erg ist bevölkert von Holzsuchern und entsprechenden Kamelkarawanen, die nach El Oued ziehen und dem Winter einheizen sollen. Wir übernachten noch einmal (N33 .. .. E7 .. ..), ganz in der Nähe eines „Beduclans“, bleiben aber ohne abendlichen Besuch. Als „Dankeschön“ hierfür fahre ich am nächsten Morgen hinüber und übergebe ein paar Wintersachen für die Kinder. Spielsachen und weitere Kleidung ist zuvor schon von mir in verschiedenen, leeren Beduhütten abgelegt worden. Und noch an diesem Vormittag erreichen wir El Oued und stürmen unser geliebtes „Café des Amis“. Viele Cappucinos später gehen wir im Restaurant am Markt zum Mittagessen über. Bernd wechselt noch seinen Reifen für 50 DA (Preis ohne Auswuchten, grins).

Etappe 12:    El Oued – Taleb Larbi via B58 (300 km, 15.-16.11.2000)

Wir fahren via Hassi Khelifa nach Sahan Berry. Der Einstieg Richtung Bir Djedid verdient mittlerweile den Ausdruck Autobahn, aber wir folgen den Spuren, auch um die kartografierte und veröffentlichte Strecke im Durch Afrika nochmals zu überprüfen. Etwa zwischen km 80-100 kommen die Saharafahrer nicht mehr so ganz richtig klar, da die beiden Pistenverzweigungen nicht mehr richtig erkennbar sind. Und wenn sich die Piste dann etwas später in einem Ostbogen im Nichts auflöst tun sie doch alle das Richtige: sie suchen sich ihren eigenen Weg durch die Hoppelei. Wir übernachten ein letztes Mal in den Dünen (N33 .. .. E7 .. ..), um tags darauf nach einer kurzen Diskussion wieder denselben Weg zurück zu fahren (hätten wir das nur nicht getan !!); und das alles wegen ein bißchen Hoppelei. Unseren artesischen Brunnen mit Badebecken haben wir dieses Mal jedenfalls nicht gefunden. Na ja, gegen Mittag sind wir dann in Taleb Larbi und benötigen für die Ausreise wiederum etwa 90 Minuten. Der Zöllner will nicht mal mehr einen Blick ins Fahrzeug werfen...was ist los in Algerien ?? Adieu schönes Land, bis zum nächsten Mal.

Etappe 13:    Taleb-Larbi – Tunis (550 km, 16.-17.11.2000)

Auf der anderen Seite treffe ich meinen Bekannten, den Zöllner Abd el Kerim, wieder. Also geht das dieses Mal ganz flugs mit der Einreise. Am Abend macht Bernd im Vorbeifahren noch den „Freilufthammam“ von El Hamma im Licht der letzten Sonnenstraheln aus. So kommen wir zumindest frisch gebadet und rasiert aufs Schiff. Nach einem tollen Essen nachts um 22 Uhr, irgendwo bei einem Schäferschlachter nördlich von Gafsa (ich glaube, es war in El Fedj; zwei verschiedene Salate, feinstes Fleisch mit Brot für 5 TD) fahren wir noch bis kurz vor Kairouan und übernachten nahe der Straße. Am nächsten Morgen sehen wir, warum uns hier keine gestört hat: wir stehen in unmittelbarer Nähe eines Friedhofes. Pünktlich um 12 Uhr erreichen wir den Hafen von La Goulette und ich freue mich über die mir bekannten Gesichter. An dieser Stelle viele Grüße an Philip, Martin und Elke, den Landipeter aus der Schweiz u.v.a.


Etappe 14:    Tunis – Genua (Passage, 17.11.-18.11.2000)

Ein mir bislang nicht bekanntes Ereignis wiederholt sich: die Fähre legt nahezu pünktlich ab, nur 30 Minuten Verspätung. Die Pullmannklasse ist überfüllt mit Tunesiern. Ich glaube, das war das letzte Mal Pullmann, denn schon bei dem bißchen Seegang über Nacht roch es überall verdächtig nach menschlichem Säureausstoß. Aus den Tunesiern werden eben nie richtige Seefahrer !! Trotzdem erreichen wir den Hafen von Genua ebenfalls pünktlich und auch die Zöllner am Checkout machten nicht die geringsten Anstalten zur Kontrolle.

Etappe 15:    Genua – Villingen-Schwenningen (550 km, 18.-19.11.2000)

Wieder einmal als einer der ersten vom Schiff beginnt die Heimfahrtsrallye, auf der mein geliebter Toyo mal wieder richtig leiden muss. Zwar werde ich von Helmut Arzmüller einmal gewaltig in die „Geschwindigkeitsschranken“ verwiesen, als ich mich erdreiste, seinen HDJ80 irgendwo in den Appeninen zu überholen (lieber Helmut, ich werde es nicht wieder tun), aber schon nach sechs Stunden erreiche ich den leicht weiß gepuderten Schwarzwald. Ich steige aus und weiß, der Urlaub ist vorbei; das Thermometer an der Haustür zeigt Minus 1 Grad.


Mein besonderer Dank gilt meinen Mitfahreren Bernd und Sabine, von denen ich in jeder Hinsicht wieder mal viel lernen konnte. Und Ihr werdet sicher auch noch lernen, dass das tunesische Bier Celtia und nicht Celtic heißt, der Gris de Tunisie besser schmeckt als Haut de Mornag, und Aldi Kalbsleberwurst ergiebiger ist als Bio-Nougat-Brotaufstrich. Allen anderen wünsche ich eine gute Zeit und ich würde mich freuen, Euch auf dem 4. Reisefieber-Wintertreffen im Februar/März 2001 im schneesicheren Schwarzwald begrüßen zu dürfen (sofern das mit dem Platz endlich klappt). Eine persönliche Einladung folgt, wenn der Temin entgültig steht.  Bis dahin viele liebe Grüße an alle.


Ralf Beck, im November 2000                                      Zurück        Startseite