Ganz anders Rissa, Fahrer und rechte Hand des Patriarchen.
Ein paar Lachfalten umspielen seine freundlich funkelnden Augen. Gekonnt
bereitet er den Tee zu. Immer wieder werden die zwei Kannen umgefüllt
und in hohem Bogen hin und her gegossen. Der sich bildende Schaum wird
von Rissa mit einem Löffel abgeschöpft und auf die bereitstehenden
traditionellen Teegläser verteilt. Mit einem einladenden Lächeln
reicht er uns nach Abschluss dieser Prozedur je ein Glas. Der Tee schmeckt
gut. So wie die erste Runde dieser dreiteiligen Zeremonie schmecken muss:
Bitter wie das Leben, die Folgende süß wie die Liebe und zuletzt
sanft wie der Tod. Wir trinken unsere drei Runden Tee in der angenehmen
Gesellschaft. Anschließend lassen wir unsere beiden Schweizer Mitfahrerinnen,
welche wir über eine Internetseite für Saharafahrer kennengelernt
und eine Mitfahrgelegenheit nach Algerien angeboten hatten, im Schutze
Abdou Borgis zurück. Jetzt sind wir wieder zu Dritt: Alexander mit
Setter Rico und ich. Und natürlich unsere beiden Toyos. Wir verabschieden
uns höflich von allen Anwesenden. Rissa geleitet und mit dem Auto zum
Krankenhaus von Ifferi, einem anderen Stadtteil Djanets. Wir hatten vier Jahre
lang Kinderbekleidung und Spielsachen in der Familie gesammelt und übergeben
diese nun an Dr. Ghanem, einem Arzt des Krankenhauses. Die Kleidungsstücke,
in welchen unsere Kinder groß geworden sind werden nun, in großen
Umzugskartons verstaut, durch den Mediziner an die Hilfsbedürftigen
in und um Djanet verteilt werden. Somit ist auch unser zweiter und letzter
offizieller Auftrag in Djanet erfüllt und wir treffen die abschließenden
Vorbereitungen für die weitere Reise. Beim Gang über den lebendigen
Markt der Stadt werden die Lebensmittelvorräte um Frischwaren und
Gemüse bereichert. Auch ein Kilo Kamelfleisch findet Eingang in den
Warenkorb und landet im Kühlschrank des Fahrzeuges. Die Zeit ist bereits
fortgeschritten. Weit werden wir heute nicht mehr kommen. So kehren wir
der „Perle der Oasen“ den Rücken und verlassen für die nächsten
zwei Wochen die Zivilisation.
Felsenpilze im Grenzgebiet Algerien-Libyen (Beispielbild)
Keine 20 Kilometer weiter erreichen wir kurz
vor Sonnenuntergang einen Aussichtspunkt im Oued In Debirene, einem
episodisch fließenden Flussbett westlich der Stadt. Fasziniert
genießen wir die prächtige Aussicht. Auf der einen Seite türmen
sich die Dünen des Erg Admer auf, auf der anderen Seite ragt das
Plateau des Tassili gut 150 Meter aus der Ebene hervor. Richtung Süden
können wir den Mont Tiska und den Adriar Mariaou klar erkennen.
Unser Blick reicht somit mehr als 200 Kilometer weit bis fast hinein
in den Niger. Diese Richtung wird Morgen unser Ziel sein. Kurz nach Sonnenuntergang
kühlt es merklich ab. Schnell ist ein Lagerfeuer entfacht und schon
bald schmort das Kamelfleisch über dem Feuer. Mit Salz und Pfeffer
gewürzt ist es nun eine Kunst, das Fleisch in der richtigen Minute von
der Glut zu nehmen. Ein wenig zu kurz gegrillt ist es noch blutig und schmeckt
eigenartig. Ein wenig zu lang und das Fleisch ist zäh und nicht mehr
genießbar. Dieses Mal gelingt es. Schon bald füllen sich unsere
hungrigen Mägen mit dem Fleisch, gerösteten Paprikastreifen und
jeder Menge frischem Baguette. Hoch oben am Firmament steht das Sternbild
des Orion, welches uns auf der gesamten Reise begleiten wird. Die Milchstraße
ist klar erkennbar und wir nächtigen angesichts dieses Naturschauspiels
am Himmel im Freien.
Die Nacht ist bitterkalt. Das Thermometer sinkt gegen Morgen
knapp über den Gefrierpunkt und wir fröstelten ungemein. Die
ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages wecken unsere Lebensgeister. Der
Gedanke an starken heissen Kaffee und Rührei mit Schinken lockt
uns aus den Schlafsäcken. Es wird ein schöner klarer Tag. Wir
nehmen Kurs 180 Grad und brausen nach dem Frühstück los. Mit
über 100 Stundenkilometern auf einer unendlichen Sandebene rasen
wir Richtung Niger. Kurz nach Passieren des letzten Gebirgsmassivs links
von uns schwenken ein. Gleichzeitig erreichen wir die vielen Spuren auf
der Chirfatrasse. Diese stark frequentierte Piste zwischen den Oasen Bordj
el Haoues in Algerien und Chirfa im Nordniger gilt als unsicher. Vielerlei
Gesinnungen benutzen diese Trasse beziehungsweise warten am Wegesrand
auf potentielle Opfer. So verlassen wir die balisierte Strecke bereits
nach wenigen Kilometern und umrunden den letzten Ausläufer des
Tassili n´Adjer Gebirges. An dieser Stelle, Balise 55, feiert mein
Vehikel Jubiläum. Der Kilometerzähler springt um. Eine Eins
wird sichtbar: 100.000 Kilometer Afrika hat mich der Toyota Landcruiser
nun schon begleitet. Viele Länder haben wir in den letzten Jahren
gemeinsam bereist und unzählige Strecken durch unberührte Regionen
gemeistert. Nie hat mich das Auto im Stich gelassen. Zuverlässigkeit
bedeutet Sicherheit.
Oued Selfufet - ausgetrocknetes Wadi an der libyschen Grenze (Beispielbild)
Die nächsten Kilometer sind für mich
und das Fahrzeug neu. Wir biegen ein in ein Oued namens In-Mellalene.
Die sanfte Landschaft wird durch grünlich schimmernde Hinkelsteine
geprägt, die das Oued säumen. In flotter Fahrt umrunden wir
die Gesteine und dringen tiefer ein in die Gebirgswelt. Die Berge rechts
und links des Trockenflussbetts werden höher und nur mit Mühe
finden wir Schneisen und Übergänge nach Westen. Ein mit Tuaregschrift
bemalter Baum weist uns den Weg durch eine enge kurvig Schlucht. Auf der
anderen Seite öffnet sich das Gelände und wir staunen. Riesige
Felsbögen, Auswaschungen in den Steilwänden der Felsen, Höhlen
und dazwischen wunderschöne Dünenformationen. Die in weichem
Rot gezeichnete Landschaft durchqueren wir in wildem Zickzack. Hinter
jeder Biegung erwartet uns ein neues, aufregendes Naturschauspiel. Wir
durchfahren die Bögen und enge trialartige Passagen. Mit jedem weiteren
Kilometer ändert sich das Landschaftsbild erneut. In Schwarz gehaltene
Bergrücken kündigen ein neues Massiv an. In einem breiten Wadi
fahren wir bergan in die kompakten El Barkat Berge ein. Ein Moufflon, selten
gewordenes und scheues Mähnenschaf beäugt uns von einem Felsvorsprung.
Wir finden zwei Gueltas. Leider ist der Regen in der Region bislang ausgeblieben
und beide Wasserbecken sind trocken. Was aber, wenn sich diese Pools über
den mehrere Dutzende Meter in die Tiefe stürzenden Wasserfall füllen
? Wir träumen von dem Badespaß ohnegleichen, welcher sich
dann an diesen Stellen einstellen dürfte und steuern weiter das
Innere des Massivs an. Das Wadi wird Grüner und der Bewuchs ist nun
nahezu durchgängig. An einer Engstelle blockieren dicke Felsbrocken
die Weiterfahrt für unsere Autos. Wir parken und wandern die nächsten
Kilometer bis zum höchsten Punkt. Angesichts der über mehrere
hundert Meter unpassierbaren Verengung müssen wir umkehren. Eine Passage
würde Mensch und Material auf eine harte Probe mit ungewissem Ausgang
stellen. So fahren wir die letzten gut zehn Kilometer zurück. Schon
bald erreichen wir die militärische Versorgungspiste nach In Ezzane.
Oued In Djerane - Highlight des Tadrart (klick´ drauf,
um das Bild zu vergrößern)
Die Militärpräsenz wurde in den letzten
Wochen stark erhöht. Aufgrund der geopolitischen Lage befindet
sich im Herzen des Dreiländerecks auf algerischer Seite ein Militärposten.
Durch Überfälle auf Touristen im nahen Niger sowie die Verlagerung
der Schmugglerrouten nach Osten hat das Militär seine Überwachungsaufgaben
verstärkt und entsprechend Truppen an der Basis In Ezzane zusammengezogen.
Wir bemerken diesen Umstand anhand der vielen frischen Spuren auf der
wellblechigen Trasse. Der Kontakt mit einer Patrouille kann auch für
uns unangenehme Folgen haben. Nicht erst ein Mal sind Touristenfahrzeuge
Opfer von Verwechslungen geworden. Nach einer adrenalingefüllten
Stunde ist der Brunnen Hassi Nabonil erreicht und wir verlassen die Militärpiste.
Der Weg nach Osten wird durch unzugänglich erscheinende Hügellandschaften
versperrt. Im Norden befindet sich unweit des Brunnens das Militärcamp.
Nach Süden erwartet uns der Niger. Auf einer wenig befahrenen Piste
überqueren wir nahe der Berge die grüne Grenze. Vor uns tut sich
eine große Schwemmtonebene ungeahnten Ausmaßes auf. Ein ideales
Überwachungsgelände. Wir bleiben nahe der Berge und kommen wegen
der vielen großen Steine auf der Hammada nur langsam voran. Schon
nach wenigen Kilometern fürchterlicher Quälerei brechen wir ab.
Die Schwemmtonebene ist der deutlich schnellere Weg. Ein kurzes Stoßgebet,
Gedanken an die Mittagsmüdigkeit potentieller Posten des nigrischen
Militärs und los geht es. 80 Stundenkilometer schnell, eine lange Staubfahne
hinter uns her ziehend überqueren wir die Ebene. An einer geeignet
erscheinenden Stelle biegen wir nach Norden in ein breites Wadi ein. Nur
eine alte Fahrzeugspur ist auszumachen. Zu wenig für einen fahrbaren
Übergang zurück nach Algerien. Jedoch hat der Fahrer dieses Fahrzeuges
seiner Zeit sein Ziel scheinbar erreicht, denn er hat nicht umgekehrt. Wir
lagern im Schatten an einem versteckten Felsüberhang und besprechen
die Situation. Laut Karte und Satellitenbild müsste dieses Wadi durchgängig
fahrbar sein und uns zu den Dünenausläufern des Tin Merzouga
in Algerien bringen. Wir starten ins Ungewisse. Nach einer Stunde holperiger
Fahrt überqueren wir eine letzte hohe Düne im Tal. An der höchsten
Stelle blicken wir nach Norden und sehen ein geschlossenes Dünengebiet:
Algerien !
Dünenformationen im Tin Merzouga (klick´ drauf,
um das Bild zu vergrößern)
Eine steife Brise bläst uns ins Gesicht.
Von Minute zu Minute verstärkt sich die Kraft des Windes und die
Sicht reduziert sich auf wenige Dutzend Meter. Nicht die richtige Zeit,
ein Sanddünengebiet mit unzähligen gefährlichen Passagen
zu durchqueren. Wir müssen weiter nach Osten ausweichen. Dort gehen
die Dünen zurück und eine breite Sandebene beginnt. Auf dieser
imaginären Autobahn fahren wir, bis die Dunkelheit einsetzt. Mangels
Möglichkeit campieren wir im Sturm mitten auf der Ebene. An einen
gemütlichen Lagerfeuerabend ist nicht zu denken. Der Sturm schüttelt
das Auto durch und Sandkörner strahlen Lack und Windschutzscheibe.
Am nächsten Morgen ist der Spuk vorbei. Ein Blick aus dem Fenster
offenbart eine prächtige Aussicht auf die Messak Mellat, eine riesige
Plateaukante, welche 150 Meter hoch aus der Ebene rechtwinklig aufsteigt.
Dahinter liegt der Erg Murzuq. Libysches Territorium. Der einzige Aufstieg
in dieser Region ist der Col d´Anai. Gerüchte ob eines weiteren
Militärpostens und möglicher Verminung des Passes schenken wir
keinen Glauben. Die Spuren bündeln sich und führen in ein weites
Tal. Bergan ist bereits der steile Aufstieg sichtbar. So nah und doch so
weit. Zwei Stunden und einen Plattfuß später haben wir den weichsandigen
und verspurten Bergrücken erklommen und stehen auf libyschem Territorium.
Wir erweitern zunächst die umfangreiche Redjemsammlung am Pass um ein
weiteres Exemplar. Die Dünen des Erg Murzuq reichen bis an die Plateaukante
heran und laden zu einem Ausflug dorthin ein. Weit und breit ist kein Fahrzeug
zu erkennen und wir erliegen der Versuchung. Einen halben Tag lang dringen
wir auf das Staatsgebiet Libyens vor. Wir erfreuen uns toller Dünenpassagen,
weitläufiger Sebhkas und faszinierender Dünenformen im Murzuq.
Längere Exkurse lässt der Treibstoffvorrat nicht zu und im Nu sind
wir wieder in der Vorebene des Col angelangt. Tonnen in regelmäßigen
Abständen markieren hier den Grenzverlauf der Staaten Algerien und Libyen.
Wir folgen den Fässern für einige Kilometer, um dann wieder tiefer
in algerisches Staatsgebiet einzutauchen. In den nächsten Tagen werden
wir Ghaddafi noch den einen oder anderen Besuch erstatten. Einen angenehmen
Lagerplatz finden wir in einer kleinen Senke inmitten der Dünen des
Tin Merzouga. Wir entfachen von mitgebrachtem Holz ein kleines Lagerfeuer.
Der Mond steht als schmale Sichel knapp über dem Horizont. Schon kurz
nach Sonnenuntergang verschwindet er und gibt die klare Sicht auf einen millionenfach
besetzten Sternenhimmel preis.
Outdoorleben in der Algerischen Sahara (Beispielbild)
Wir wollen Passagen durch das Massiv Tadrart
finden. Diese Region befindet sich zentral im Dreiländereck und
ist als Naturpark ausgewiesen. Tief eingeschnittene Schluchten durchziehen
diesen Gebirgszug von Nordost nach Südwest. Neben Touristen finden
auch andere Personenkreise Interesse an der Region. Militär und
Schmuggler benutzen die verschlungenen Wadis als Weg zwischen Grenze und
Hinterland. Schnell stellen wir fest, dass mögliche Verbindungen
rege genutzt werden. Unzählige Fahrzeugspuren säumen die Trockenflussbetten
in den tief eingeschnittenen Tälern. Werden die Spuren weniger, so
entpuppt sich dieser Weg regelmäßig als Sackgasse. An manchen
Stellen hat das Militär enge Schluchen mit Stacheldraht gesperrt. Ein
unkontrollierter Verkehr soll so unterbunden werden. Die Barrieren sind
an vielen Stellen durchbrochen und so können wir passieren. Zwei in den
russischen Generalstabskarten ausgewiesene Brunnen können wir von der
Koordinate her lokalisieren. Das kühle Nass findet sich jedoch in keinem
Fall ein. Es bestätigt den bereits in Libyen gewonnenen Verdacht, dass
russische Kartenzeichner mit blauer Farbe in unwegsamen Regionen beflissen
gekleckst haben, als sie die Karten erstellten. Im Oued Djerane, einem
weiteren touristischen Highlight, treffen wir seit Tagen erstmals wieder
auf Menschen. Dünenkraxelnde Touristen machen unseren Schlafplatz unweit
der Schlucht ausfindig und beäugen ungläubig unsere Anwesenheit
mit dem eigenen Fahrzeug und ohne Begleitung.
Sackgasse im Massiv El Barkat - umgeben von Mähnenschafen (Beispielbild)
Wir setzen unseren Weg fort. Vorbei an unzähligen natürlichen
Felsenbögen und bizarren Erosionsformationen suchen wir die Einsamkeit.
Die Natur hat ganze Arbeit geleistet und das Oued In Djerane mit zahlreichen
landschaftlichen Highlights gespickt. Entsprechend stark ist der Touristenstrom
in diese Region. Auch wir bestaunen mit großem Interesse die Vielzahl
an Felsbögen und -gravuren. Erst am Nachmittag und viele Kilometer
weiter wähnen wir uns der Beobachtung von Touristen sicher. Eine
flotte Trasse über eine Kieselwüste bringt uns rasch nach Nordosten.
Nur wenige Spuren folgen diesem Track. Auf einer ausgetrockneten Ebene
halten wir an einem auf dem Boden mit Steinen ausgelegten Schriftzug an.
Ein Blick auf die Karte bestätigt die vage Ahnung. Wir sind vor lauter
Fahrspaß bereits mehr als ein Dutzend Kilometer auf libysches Territorium
vorgedrungen und befinden uns im Akakus. Unbemerkt haben wir erneut
die nicht sichtbare Grenzlinie übertreten. Der Dünenzug des
Erg Kasa bietet sich als Sichtschutz auf unserem Rückweg an. So durchqueren
wir ungewollt auch dieses Dünengebiet. Ein erhöht liegender
rampenartiger Felsen genau auf der Grenzlinie bietet sich als Nachtlager
an. Unser Blick schweift hinüber auf das Akakusgebirge, ein Muss
für jeden Libyenbesucher. Mit der Einrichtung von Militärposten
an neuralgischen Punkten gebietet der libysche Staat unkontrollierten Zugängen
in diese Region Einhalt. Wir wollen uns auf einen Grenzkonflikt nicht
einlassen und fahren ein paar Meter zurück auf algerisches Staatsgebiet.
Felsbogen auf der Ostflanke des Tadrart (Beispielbild)
Drei weitere Durchgänge durch das Tadrart nehmen
wir in den nächsten Tagen unter die Räder. Wir werden nicht
enttäuscht. Immer wieder neue Schluchten. Vor jeder Biegung scheint
sich das Massiv vor uns zu schließen. Und jedes Mal findet sich
wieder ein schmaler Durchgang. Lediglich in einem Fall müssen wir
aufgrund von Verblockungen wenige Kilometer vor dem Ausgang des Tales umdrehen.
Trotz umfangreicher Räumungs- und Bergunsarbeiten ist sechs Kilometer
vor der Plateaukante Schluss. Umsonst die stundenlange, schweisstreibende
Arbeit in der gleißenden Mittagssonne. Drei Dutzend Kilometer materialaufreibende
Fahrt rückwärts beschert uns dieser gescheiterte Versuch. Abends
ist die Frustration groß. Nicht einmal das wärmende Lagerfeuer
entlockt uns ein Lächeln. Müssen wir nun angesichts der schwindenen
Zeit eine weitere geplante Etappe aus unserem Routenplan streichen und
zurückfahren. So verbringen wir diese Nacht fröstelnd in unserer
„Mausefalle" und lauschen in die Stille. Kein Geräusch zu hören.
Mensch und Natur schweigen.
Im nächsten Anlauf und an anderer Stelle klappt es besser.
Eine steile, sandige Abfahrt zum Schluss und wir finden uns auf der
Hauptpiste von Ghat in Libyen und Djanet in Algerien wieder. Die wellblechige
Trasse bringt uns schnell voran. Zunächst mit 60, später mit
100 km/h fliegen wir über die ausgefahrene Piste. Nach 10 Tagen
Outback erreichen wir mit Djanet wieder unseren Ausgangspunkt der Expedition
Dreiländereck. Auf dem Markt können wir uns erneut versorgen;
auf dem Camping- platz gibt es frisches Wasser. Die lange Zeit mit Sardinenbüchsen,
Wurstdosen und ohne Dusche ist beendet. Gerne füllt uns der Tankwart
an der Zapfsäule die Treibstoffvorräte auf. 2.000 Kilometer
durch teils unwegsames Gelände haben die Vorräte an Diesel nahezu
aufgebraucht und gut 400 Liter fließen in unsere Tanks. Langsam
ist es Zeit für die Rückreise. Nicht aber, ohne uns zuletzt von
der Unfahr- barkeit des Assakaoaufstieges nördlich von Djanet zu
überzeugen. Kamelkarawanen mit Touristen, welche wir auf der steinigen
Piste zuvor überholt hatten, ziehen wieder an uns vorbei. Grinsend
grüßen uns die einheimischen Führer und trekken gekonnt zwischen
den engen Felsen Richtung Plateau. Kein Weg für uns. Nach einem weiteren
Tag aufregender und letztlich von Enttäuschungen geprägter Suche
brechen wir ab. Unverrichteter Dinge kehren wir ein letztes Mal nach Djanet
zurück.
Geländewagentrial am Assakaoaufstieg - Beginn der autofreien
Zone (Beispielbild)
Für die kommende Übernachtung ziehen wir einen Platz
ausserhalb der Stadt vor. In den Dünen des Erg Admer geniessen wir
ein letztes Mal die Stille und die Ruhe der Sahara. Ein fantastischer
Sonnenuntergang und ein prächtiges Farbenspiel am Himmel beschließt
diese Expedition in würdiger Form. Am nächsten Morgen schalten
wir den Allradantrieb aus und kehren mit Tränen in den Augen diesem
faszinierenden Teil der Sahara den Rücken.
Sonnenuntergang im Erg Admer (klick´
drauf, um das Bild zu vergrößern)